Sonntag, 10. August 2008

Ein Jeck ist ein Jeck


Berlin. Der FDP-Partei- und -Fraktionsvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE gab der „Bild am Sonntag“ (heutige Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellten MICHAEL BACKHAUS und JOCHEN GAUGELE:

Frage: Herr Westerwelle, Sie leben mitten in Berlin, haben aber immer noch eine Wohnung in Ihrer Heimatstadt Bonn. Kommen Sie vom Rheinland nicht los?
WESTERWELLE: Ich habe gar nicht die Absicht, vom Rheinland loszukommen. Ich will hier sogar beerdigt werden. Aber: Das eilt nicht!
Frage: Ihr Vater hat Sie und Ihre drei Brüder allein großgezogen – und dazu noch eine Anwaltskanzlei geführt. Wie darf man sich den Alltag in dieser Familien-Männer-WG vorstellen?
WESTERWELLE: Bunt bis chaotisch. Man wird dadurch sehr früh sehr selbstständig. Das war sicherlich nicht immer leicht, vor allen Dingen für meinen Vater.
Frage: Wer hat gekocht?
WESTERWELLE: Mal mein Vater, mal wir Kinder. Dann haben wir Hilfe gehabt, besonders meine Patentante, die uns großartig als Kinder und Jugendliche betreut und umsorgt hat.
Frage: Hat sie Ihnen die Mutter ersetzt?
WESTERWELLE: Nein, das kann man ja nicht. Die Patentante war Nachbarin in unserem Haus. Mein Vater und diese Tante Tini waren befreundet. Sie ist in hohem Alter inzwischen verstorben. Die Leidenschaft für Pferde und fürs Reiten habe ich mit ihr geteilt. Aber es gab auch viel Zeit bei der Mutter, die nur zehn Minuten mit der Straßenbahn entfernt von uns gewohnt hat.
Frage: Als Ihre Eltern sich trennten, waren Sie gerade acht – und wurden „fett wie ein Speckpfannkuchen“, wie Sie BILD am SONNTAG einmal anvertraut haben. Wie lange hat es gedauert, bis Sie die Trennung überwunden haben?
WESTERWELLE: Figürlich bis 13. Dann kam die Pubertät, und jedes Kilo hat sich ausgewachsen. Wenn die Eltern sich scheiden lassen, hört sich das nach großem Schmerz an, und das ist es in dem Augenblick auch. Zumal Scheidungen in den siebziger Jahren nicht so selbstverständlich waren. Erst recht nicht, wenn man anschließend beim Vater groß wird. Da hat man schon das Gefühl, dass man sein Kreuz zu tragen hat. Und natürlich ist das dann auch mal an den Zeugnissen ablesbar. Aber die Situation hatte auch Gutes.
Frage: Was war gut daran?
WESTERWELLE: Ich habe das Kämpfen gelernt. Und Verantwortungsbewusstsein, weil ich sehr früh Verantwortung für mich selbst und in der Familie übernehmen musste. Wenn man etwas älter ist, versteht man, dass es viel vernünftiger ist, wenn sich zwei Erwachsene sagen: Das passt nicht mehr zusammen – statt sich zusammen zu zwingen und den Kindern permanent Frustrationen, schlechte Laune, Verzweiflung und Unglück vorzuleben. Wir sind sehr lebensbejahend und fröhlich groß geworden. Heute würde man das vielleicht Patchwork-Familie nennen.
Frage: Der Schriftsteller Uwe Johnson hat den Satz geprägt: Heimat ist dort, wo die Erinnerung Bescheid weiß. Was ist Heimat für Sie?
WESTERWELLE: Heimat ist dort, wo man groß geworden ist. Den Kirchturm vergisst man nie, und an das Knarren des Bettes wird man sich ein Leben lang erinnern. Bei mir war es die hölzerne Spieluhr, die aufgezogen wurde zum Einschlafen: „Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt.“ Daneben gibt es eine patriotische Heimat, die ich genauso fühle.
Frage: Was fühlen Sie da?
WESTERWELLE: Stolz zu sein auf das eigene Land, auf die Leistung der Menschen. Ich habe mich nie gescheut zu sagen: Ich bin stolz auf Deutschland. Noch vor kurzem wurde man dafür beschimpft und in die Nähe eines Skinheads gerückt. Was für ein Glück, dass sich vor allem die jungen Deutschen wieder zu einem gesunden Patriotismus bekennen! Das mag sich jetzt spießig anhören, aber mir geht die Seele auf, wenn ich durch einen deutschen Wald laufe oder wenn ich frühmorgens eine Wiesenlandschaft im Hunsrück sehe. Da geht mir das Herz zehnmal mehr auf als in den Tropen unter Palmen.
Frage: Auch dieser Reiterhof ist für Sie Heimat.
WESTERWELLE: Hier habe ich richtig Reiten gelernt, da war ich zwölf oder dreizehn. Rheinländer, Westfalen oder auch diese herrlichen Trakehner sind etwas prächtiges.
Frage: Was bedeuten Ihnen Pferde?
WESTERWELLE: Die erste Erinnerung an mein ganzes Leben ist, wie ich auf einem Pferd sitze, und mein Vater hält mich fest. Ich war damals drei Jahre alt, und ich weiß noch, wie hoch mir das vorkam. Die Reiterei hat mich nie losgelassen. Faszinierend finde ich, dass Pferde ein eingebautes Navigationssystem haben. Wenn die Menschen schon längst die Orientierung verloren haben, finden Pferde immer noch zurück. Die wissen, wo sie hinwollen. Deswegen muss ich in einem früheren Leben wahrscheinlich auch ein Pferd gewesen sein. Ich weiß sehr genau, wo ich hin will.
Frage: Sagen Sie es uns.
WESTERWELLE: In die Regierungsverantwortung, weil wir es besser können. Ansonsten halte ich mich da lieber an eine Lebensweisheit von Hans-Dietrich Genscher: In der Politik beantwortet man Fragen, wenn sie sich stellen. Nicht immer dann, wenn sie einem gestellt werden.
Frage: Dann verraten Sie uns, ob Sie ein Lieblingspferd hatten.
WESTERWELLE: Ja, das hieß Armin. Es hatte seine Pubertät zur selben Zeit wie ich. Von diesem Pferd bin ich so oft gestürzt, dass man es nicht mehr zählen kann. Ich kann mich an einen Ausritt erinnern, da stach Armin wieder mal der Hafer. Er machte zwei, drei schöne Buckel, und ich landete auf irgendeinem Acker. Armin war eine wirkliche Seele. Er rannte nicht weg, sondern kam zurück, beugte sich über mich und guckte mich triumphierend an.
Frage: Ging das immer gut aus?
WESTERWELLE: Ich muss einen unglaublich freundlichen Schutzengel haben, denn ich habe mich nie ernsthaft verletzt. Mich haben Pferde gebissen und getreten. Einmal hat mir ein Pferd, als ich ihm die Hufe auskratzen wollte, in die Kniescheibe getreten, um die Region wenige Zentimeter höher nicht zu benennen.
Frage: Ihr Lebensgefährte Michael Mronz ist Manager des größten Reitturniers der Welt – des CHIO in Aachen –, kann aber selber nicht reiten. Warum konnten Sie ihn von den Freuden der Reiterei nicht überzeugen?

WESTERWELLE: Er hat es viele Jahre, bevor wir uns kennen lernten, einmal versucht. Das endete damit, dass er aus den Stiefeln nicht mehr rauskam. Die mussten aufgeschnitten werden. Seitdem lässt er es. Dafür habe ich größtes Verständnis.
Frage: Das Bonn der 70er und 80er Jahre war katholisch-konservativ geprägt. War es als Homosexueller immer einfach, ein unbeschwertes Heimatgefühl zu entwickeln?
WESTERWELLE: Das ist das erste Mal, dass Heimat in einen Zusammenhang mit sexueller Orientierung gestellt wird. Ich bin absolut fasziniert, wie Sie sich diese Kurve erarbeitet haben.
Frage: Wenn man in jungen Jahren diskriminiert wird, fällt es schwer, Heimatgefühle zu entwickeln.
WESTERWELLE: Bonn ist Rheinland! Das Rheinland ist liberal. Und im Rheinland gilt die Devise: Leben und leben lassen. Wir sagen hier: Jeder Jeck ist anders. Und der eine oder andere eben auch andersrum.
Frage: So einfach war das?
WESTERWELLE: Natürlich gab es Momente, in denen ich mich schlecht behandelt fühlte, besonders in meiner Schulzeit. Aber unangenehme Erlebnisse haben auch andere Schüler – auf unterschiedlichen Baustellen. Von meinen Lehrern und im Studium bin ich immer sehr anständig behandelt worden. Nun war ich auch selbstbewusst genug, Diskriminierungen gepflegt zu überhören.
Frage: Können Sie lachen, wenn Sie im Karneval wegen Ihrer Neigung durch den Kakao gezogen werden?
WESTERWELLE: Die Tatsache, dass ich mit einem Mann zusammenlebe, wird auf Karnevalssitzungen auch in meiner Anwesenheit nicht ausgespart. Darüber kann ich herzlich lachen. Es kommt sehr selten vor, dass jemand wirklich danebengreift.
Frage: Sie haben einmal gesagt: „Mir fehlt der Geruch der weiten Welt.“ Der Satz könnte auch von Kurt Beck stammen...
WESTERWELLE: Bei mir bezog er sich aufs Studium. Anders als mein Bruder Kai habe ich keine Semester im Ausland verbracht. Das lag an meinem Engagement bei den Jungen Liberalen.
Frage: Sie und Beck sind beide am Rhein geboren. Gibt es da eine leichte Seelenverwandtschaft?
WESTERWELLE: Ich glaube nicht. Und mehr möchte ich zu Herrn Kollegen Beck auch gar nicht sagen müssen. Er hat es schwer genug.
Frage: Unterstellt, Sie werden 2009 Außenminister und sind die Hälfte des Jahres unterwegs: Haben Sie Sorge, dass Sie dann Heimweh plagt?
WESTERWELLE: Ich bin ja als Vertreter der stärksten Oppositionspartei international viel unterwegs. Ich habe unsere Truppen in Afghanistan besucht, China offiziell bereist. Ich habe mir in den Jahren der Opposition außenpolitische Trittfestigkeit erarbeitet. Heimweh plagt mich allenfalls am Schluss eines zehntägigen Mallorca-Urlaubs – und nicht auf Dienstreise.
Frage: Herr Westerwelle, an diesem Wochenende wird Oskar Lafontaine im Saarland zum ersten Ministerpräsidentenkandidaten der Linken gekürt. In Hessen unternimmt Andrea Ypsilanti einen neuen Anlauf, um mit Hilfe der Linken in Hessen an die Macht zu kommen. Regiert die Linke bald auch im Bund?
WESTERWELLE: Die Gefahr eines linken Bündnisses aus SPD, Grünen und Linkspartei ist real. Falls wir 2009 eine linke Mehrheit im Bundestag bekommen, ist die Gefahr überragend groß, dass daraus auch eine linke Regierungsmehrheit wird. Da wird ein Kanzlerkandidat Steinmeier genauso schnell abgeräumt wie zuvor Kurt Beck. Dann steht Klaus Wowereit ante portas. Der hat gewiss nicht vor, den Rest seines Berufslebens im Roten Rathaus von Berlin zu verbringen. Klaus Wowereit sieht das Kanzleramt von seinem Arbeitsplatz aus. Vielleicht rüttelt er nicht am Zaun wie Gerhard Schröder. Aber dass er nachts mit dem Gedanken einschläft: „Da will ich rein“ – das halte ich für sicher.
Frage: Nach der letzten Bundestagswahl haben Sie eine Ampelkoalition mit SPD und Grünen abgelehnt. Würden Sie das im kommenden Jahr eins zu eins wieder machen, wenn es für Schwarz-Gelb nicht reicht?
WESTERWELLE: Diese Frage werde ich Ihnen vor der Bundestagswahl beantworten. Ich bedauere den Linksrutsch von SPD und Grünen. Ich kritisiere entschieden, dass die Union diesen Linksrutsch mitmacht. Und trotzdem ist die Summe der Gemeinsamkeiten mit der Union derzeit immer noch größer als das, was uns mit SPD und Grünen verbindet.
Frage: Was ist Ihr Wahlziel?
WESTERWELLE: Ich denke, dass die FDP ein zweistelliges Ergebnis holen kann.
Frage: Trotzdem könnte es für Schwarz-Gelb nicht reichen. Dann müssen Sie nicht nur der Union, sondern auch den Grünen Konzessionen machen.
WESTERWELLE: Wir werben für klare Verhältnisse. Wer mit uns regieren will, muss Bedingungen erfüllen – zuallererst die Einführung eines niedrigeren, einfacheren und gerechteren Steuersystems. Wir entlasten die Mittelschicht...
Frage: ... und reißen dabei neue Löcher in den Haushalt.
WESTERWELLE: Nein! Es gibt genügend Sparmöglichkeiten. Ich nenne Ihnen nur ein Beispiel: Deutschland zahlt China in diesem Jahr etwa 200 Millionen Euro Entwicklungshilfe. Dabei hat uns China im letzen Jahr von Platz drei auf Platz vier der großen Wirtschaftsnationen verwiesen. Im kommenden Jahr liefert sich China mit uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel des Exportweltmeisters. Dass wir unseren schärfsten Konkurrenten auch noch mit deutschen Steuergeldern dopen, halte ich für eine törichte Verschwendung.
Frage: Die FDP hat in den ersten 49 Jahren Bundesrepublik Deutschland 42 Jahre mitregiert. Unter Ihrer Führung ist sie seit zehn Jahren in der Opposition. Die Partei erwartet von ihrem Vorsitzenden, dass er sie 2009 endlich wieder an die Macht führt.
WESTERWELLE: Unsere Wähler erwarten vor allem, dass wir Wort halten. Die FDP könnte längst in der Regierung sitzen, und ich wäre Vizekanzler, wenn wir 2005 bereit gewesen wären, unser Wort zu brechen und mit SPD und Grünen eine Koalition zu bilden.
Frage: Zunehmend heimatlos fühlt sich der Finanzexperte Friedrich Merz in der CDU. An diesem Wochenende brechen Sie mit Merz zu einer gemeinsamen Wanderung im Sauerland auf. Bieten ihm die Liberalen eine neue politische Heimat?
WESTERWELLE: Ich kenne Friedrich Merz und seine wunderbare Frau seit meinen Studententagen. Mir ist nicht bekannt, dass er seine Partei verlassen will. Das ist auch nicht der Hintergrund unserer gemeinsamen Veranstaltung in seinem Wahlkreis. Mir geht es darum, Kräfte wie Friedrich Merz oder Wolfgang Clement zu unterstützen, die vom Linksrutsch ihrer Parteien enttäuscht sind.
Frage: Vier Wochen später ist Merz Gastredner auf der Klausurtagung der FDP-Bundestagsfraktion. Das ist doch kein Zufall!
WESTERWELLE: Friedrich Merz vertritt wirtschafts- und sozialpolitisch vernünftige Ansichten. Aber nach seinen Plänen müssen Sie ihn selbst befragen. Ich habe nicht vor, ihm sein Leben in der CDU noch schwerer zu machen, indem ich ihn öffentlich einlade, der FDP beizutreten. Ich kann Ihnen aber gern grundsätzlich versichern, dass die FDP keinen Aufnahmestopp hat.
Frage: Vielleicht bleibt Merz nicht der einzige Neuzugang. Der gesamte Wirtschaftsflügel der Union klagt lauthals über den Kurs von Kanzlerin Merkel.
WESTERWELLE: Mich wundert das nicht. Schauen Sie: Viele Bürger erleben, dass sie sich das normale Leben nicht mehr leisten können. Die Preise galoppieren. Und der größte Preistreiber ist die Regierung. Zwei Drittel dessen, was die Bürger an der Tankstelle bezahlen, fließt in die Staatskasse. Da ist es unbegreiflich, dass die Bundesregierung den Vorschlag des französischen Staatspräsidenten zurückweist, auf Energie den ermäßigten Mehrwertsteuersatz zu erheben. Ich forderte Frau Merkel auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben und die maßlosen Steuern für Energie zu senken. Für Kaviar 7 Prozent Mehrwertsteuer, aber für Energie volle 19 – das ist unfair.
Frage: Die Union hat eine andere Antwort auf die steigenden Energiepreise: den Wiedereinstieg in die Atomkraft.
WESTERWELLE: Die Union macht einen Fehler, wenn sie sagt: Das Allheilmittel einer modernen Energiepolitik ist die Kernkraft. Das ist weder ökologisch noch ökonomisch vernünftig. Die Kernkraft ist eine notwendige Übergangstechnologie – aber auch die Uranvorräte sind begrenzt. Kernkraft hilft uns, Zeit zu gewinnen, bis wir den Energiebedarf durch erneuerbare Energien wie die Sonnenkraft besser decken können. Wir müssen loskommen von der Verbrennung von Öl und Gas – allein deshalb, weil sie uns ausgehen und unbezahlbar werden. Der vorzeitige rot-grüne Ausstieg aus der Kernkraft ist genauso falsch wie eine Energiepolitik, die langfristig auf endliche Rohstoffe setzt.
Frage: In diesen Tagen erleben wir ein eklatantes Versagen der Eliten in Deutschland. Ein Gewerkschaftsboss entschwindet gratis in die Südsee, während die Mitglieder im Arbeitskampf stehen. Und Krankenkassenchefs nehmen, was sie kriegen können – selbst Viagra auf Kosten der Beitragszahler. Geht das auf Dauer an die Substanz der Gesellschaft?
WESTERWELLE: Die Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen werden durch den Kassensozialismus jedenfalls noch zunehmen. Wenn wir noch mehr Planwirtschaft bekommen, wird es noch mehr Privilegien und noch mehr Missstände geben. Die FDP wird vor der bayerischen Landtagswahl versuchen, den Gesundheitsfonds mit einem Antrag im Bundestag zu stoppen. Außer Frau Merkel, Frau Schmidt und Herrn Seehofer glaubt niemand mehr an dieses bürokratische Monstrum. Ich fordere die Abgeordneten von Union und SPD auf, mit uns mindestens für eine Verschiebung in die nächste Wahlperiode zu stimmen, damit vorher die Wähler das Wort haben.
Frage: Ver.di Chef Bsirske kehrt am Wochenende aus der Südsee zurück, ist am Montag wieder im Dienst. Was empfehlen Sie ihm?
WESTERWELLE: Ob Herr Bsirske in der Südsee oder in der Antarktis Urlaub macht oder ganz dort bleibt, ist mir egal. Der eigentliche Skandal ist die Interessenskollision seiner beiden Ämter: Als Ver.di-Chef ist er Streikführer gegen Lufthansa, als stellvertretender Aufsichtsratschef ist er dem Wohl des Unternehmens verpflichtet. Herr Bsirske muss seinen Aufsichtsratsposten sofort aufgeben. Solche Interessenskollisionen sind unerträglich und sollten durch die Mitbestimmungsgesetze unterbunden werden.
Frage: Welche Regelung schwebt Ihnen vor?
WESTERWELLE: Betriebsfremde Gewerkschafter haben in Aufsichtsräten nichts verloren. Herr Bsirske ist Politikwissenschaftler und hat früher für den sozialistischen Jugendbund „Falken“ gearbeitet – was hat er mit dem Lufthansa-Kranich zu tun? Die Gewerkschaftsseite sollte verpflichtet werden, Arbeitnehmervertreter aus dem jeweiligen Unternehmen zu entsenden.
Frage: Herr Westerwelle, Sie sind jetzt auch schon 46. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat die ersten grauen Haare an Ihnen entdeckt und außerdem „ein halbes Gramm zu viel auf den Hüften“. Beunruhigt Sie das?
WESTERWELLE: Sie sehen, es gibt auch gnädige Journalisten.

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